Studie

wordly: Titelseite der DissertationDies ist eine Kurz-Zusammenfassung der durchgeführten Studie zur Evaluation des wordly Rechtschreibtrainings. Die ausführliche Darstellung der Untersuchung inklusive theoretischer Hintergründe und ausführlicher Auswertungen finden Sie in der Publikation, welche im Waxmann-Verlag erschienen ist.

Förderkonzepte für Legasthenie und LRS gibt es zuhauf von verschiedensten Verlagen und Herausgebern – in weiten Teilen auch wissenschaftlich evaluiert. Englisch als wichtigste Fremdsprache in Deutschland wurde leider in der Hinsicht lange Zeit leider vernachlässigt. Mit dem wordly Rechtschreibtraining liegt nun endlich das erste, wissenschaftliche evaluierte LRS-Englisch-Förderkonzept vor.

In Kurzform soll nachfolgend vorgestellt werden, wie die Evaluationsstudie gestaltet wurde, um Ihnen einen Einblick in die wichtigsten Ergebnisse geben zu können.

Evaluierte Förderprinzipien

Insbesondere in der Verknüpfung des Trainings phonologischer Bewusstheit und der expliziten Vermittlung von Graphem-Phonem-Korrespondenzen konnten die größten Erfolge in Interventionsstudien gezeigt werden. Diese und weitere methodische Ansätze wurden auch im wordly Rechtschreibtraining integriert:

  • Stärkung von Graphem-Phonem-Korrespondenzen
  • Stärkung phonologischer Bewusstheit
  • Aufbau orthographischen Wissens/Automatisierung
  • Aufbau von Regelwissen
  • Aufbau und Erhalt von Motivation und Strategien (Techniken zur (Selbst-)Motivation, Organisationsstrategien, Lernstrategien und Gedächtnistechniken)

Diese Übungsprinzipien wurden in einem 25-stündigen Förderkonzept integriert. (Bitte beachten Sie, dass es nach der Evaluation für die aktuell vorliegende Fassung auf 30 Stunden erweitert wurde.)

Das Training folgt dabei den Prinzipien vom Einfachen zum Schweren und vom Lautgetreuen zu Wörtern mit schwachen Graphem-Phonem-Korrespondenzen. In möglichst vielen Übungen wird auf eine multisensorische Erarbeitung (Lesen, Hören, Schreiben, kinästhetische Erarbeitung anhand von Moosgummibuchstaben) gesetzt.

Untersuchungsdesign

Das Trainingskonzept war (in seiner Fassung zur Studie) auf 25 Wochensitzungen ausgelegt und wurde im Zeitraum vom August 2012 bis März 2013 eingesetzt und evaluiert. Insgesamt nahmen 70 Trainerinnen und Trainer teil. Die legasthenen/lese-rechtschreibschwachen Kinder wurden – wenn sie den Anforderungen der Studie entsprachen – randomisiert auf die Untersuchungsgruppen verteilt.

Die Gruppen setzten sich folgendermaßen zusammen:

  • Experimentalgruppe: 48 legasthene/lese-rechtschreibschwache Kinder
  • Kontrollgruppe 1: 44 unbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler (kein Training, nur Testungen)
  • Kontrollgruppe 2: 44 legasthene/lese-rechtschreibschwache Kinder (unspezifizierte Deutschförderung, Testungen)

Die Untersuchung wurde multimethodisch angelegt und beeinhaltete mehrere Erhebungsformen:

  • quantitative Messungen der orthographischen Kompetenz zu verschiedenen Zeitpunkten (Tests zur phonologischen Bewusstheit, phonologischem Rekodieren und Pseudowortlesen, Lesen, Rechtschreibtest Englisch, standardisierter Rechtschreibtest Deutsch)
  • qualitative Erhebungen (Protokoll- und Anamnesebögen, Schriftproben der Probanden, Interviews mit den Trainerin der Experimentalgruppe)

Die Ergebnisse der Erhebungen wurden in einer Datentriangulation zusammengefasst und ausgewertet, um somit einen möglichst hohen Erkenntnisgewinn erreichen zu können.

Wichtige Ergebnisse der Studie

Nachfolgend werden die wichtigsten Ergebnisse der Studie in Kurzform dargelegt:

1. Schüler mit Legasthenie/LRS in Deutsch haben auch Schwierigkeiten in Englisch

Die legasthenen/lese-rechtschreibschwachen Kinder der Experimentalgruppe und der Kontrollgruppe 2 zeigten auch in Englisch signifkant größere Schwierigkeiten in ihrer orthographischen Kompetenz im Vergleich zur unbeeinträchtigten Kontrollgruppe 1.

2. Das wordly Rechtschreibtraining fördert die phonologische Bewusstheit und Graphem-Phonem-Korrespondenzen des Englischen

In den Testbereichen, mit denen der Zuwachs in phonologischer Bewusstheit (Vokalersetzung, Restwortbestimmung) und die Stärkung der Graphem-Phonem-Korrespondenzen (Wortlesen, Pseudowortlesen) primär gemessen wurden, konnte die Experimentalgruppe in allen Bereichen einen größeren, signifikant bis höchst signifikanten Leistungszuwachs aufweisen nach Abschluss des Studien-/Trainingszeitraums.

Die Grafik links zeigt die Entwicklung der Experimentalgruppe (blau) und der Kontrollgruppe (grün) in den Testbereichen zur phonologischen Bewusstheit und Graphem-Phonem-Korrespondenzen.  Die Grafik rechts zeigt im Speziellen die Entwicklung im Bereich Pseudowortlesen.

Die Grafik links zeigt die Entwicklung der Experimentalgruppe (blau) und der Kontrollgruppe (grün) in den Testbereichen zur phonologischen Bewusstheit und Graphem-Phonem-Korrespondenzen. Die Grafik rechts zeigt im Speziellen die Entwicklung von Studienbeginn bis -ende im Bereich Pseudowortlesen.

3. Das wordly Rechtschreibtraining scheint auch eine positive Wirkung auf die Rechtschreibleistung im Deutschen zu haben

Die Experimentalgruppe verbesserte sich ebenfalls im standardisierten Deutschtest signifikant im Vergleich zur betroffenen Kontrollgruppe 2. Dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass allgemein-sprachlich angelegte Kompetenzen sprachenunabhängig sich damit auch in einem Fremdsprachenförderkonzept positiv auf die Leistung in der Muttersprache auswirken. Um zu zeigen, inwiefern dies allgemein gültig auch auf andere Sprachen übertragen werden kann, sollten allerdings weitere Untersuchungen (insbesondere auch mit größeren Stichproben) durchgeführt werden.

Die Grafik zeigt die Differenz in den Testergebnissen des standardisierten Deutsch-Rechtschreibtests (Hamburger Schreib-Probe, HSP).

Die Grafik zeigt die Differenz in den Testergebnissen des standardisierten Deutsch-Rechtschreibtests (Hamburger Schreib-Probe, HSP).

4. Das wordly Rechtschreibtraining ist effektiv

Es konnte gezeigt werden, dass die legasthenen/lese-rechtschreibschwachen Kinder, die am Training teilnahmen, signifikant besser in den Testbereichen abschnitten als die Kinder der Kontrollgruppe, die nicht trainierten bzw. unspezifizierte Deutschförderung erhielten. In allen Testbereichen konnten bei den Trainingskindern Zuwächse festgestellt werden, die jeweils über den Leistungen der nicht-trainierenden Kontrollgruppe lagen.

Diese Grafik zeigt den Verlauf der Testergebnisse der Experimentalgruppe (blau) und der Kontrollgruppe (grün). Die maximal erreichbare Punktzahl in den Testungen betrug 97.

Diese Grafik zeigt den Verlauf der Testergebnisse der Experimentalgruppe (blau) und der Kontrollgruppe (grün). Die maximal erreichbare Punktzahl in den Testungen betrug 97.

 

Dies ist eine Kurz-Zusammenfassung der durchgeführten Studie zur Evaluation des wordly Rechtschreibtrainings. Die ausführliche Darstellung der Untersuchung inklusive theoretischer Hintergründe und ausführlicher Auswertungen finden Sie in der Publikation, welche im Waxmann-Verlag erschienen ist.

Weitere Untersuchungen

Das wordly Rechtschreibtraining sollte in weiteren Studien noch ausgiebiger untersucht werden, z.B. auch im Abgleich mit einem anderen Englisch-LRS-Förderkonzept, um die Ergebnisse zu verifizieren. Wenn Sie selbst in diesem Bereich wissenschaftlich arbeiten, melden Sie sich gerne bei mir, damit ich Ihnen das Förderkonzept für Ihre Arbeit kostenfrei zur Verfügung stellen kann!

  • Dieser Blog beschäftigt sich mit der Förderung legasthener oder lese-rechtschreib-schwacher Englischlerner. Hier sollen Lösungen für LRS-Schüler/innen und deren Trainer/innen und Lehrkräfte vorgestellt und diskutiert werden.