Psychotherapeut Armin Metzger bildet in der Schweiz Lerntherapeuten aus. In seinem Buch “Lerntherapie in Theorie und Praxis” stellt er die theoretische Grundlage und die Übertragung dessen in die praktische Therapie vor. Es ist damit eines der wenigen Werke, die sich tatsächlich rein begrifflich auf die praktische Arbeit in der Lerntherapie beziehen.
Metzger behandelt aufgrund des therapeutischen Ansatzes seines Buches die Bereiche Legasthenie und LRS leider nur sehr beiläufig. Vielmehr geht es um eine ganzheitliche Konzeption und die Komponenten, die in der Lerntherapie eine Rolle spielen, insbesondere Psychopathologie und Persönlichkeitsentwicklung. Auch auf dem Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung baut er sein Handlungskonzept auf, um basierend auf einer umfassenden Diagnose zielgerichtet eine Therapie in Form eines Vierstufenmodells planen zu können.
Das Buch bleibt dabei im Kern bewusst recht theoretisch (trotz einiger Handlungsbeispiele anhand von Gesprächsbeispielen). Dafür bietet es mögliche Planungsalternativen oder Konstrukte, an denen sich Therapeuten (oder eben jene, die es werden möchten) als Grundlagen zur Therapie von Lernstörungen vielfältiger Art orientieren können. (Insbesondere auch die Buchempfehlungen bzw. verwiesene Literatur können gut für ein tiefergehendes Studium genutzt werden.)
Weitere Infos:
Die ersten Seiten als Leseprobe (PDF), Buch beim Verlag, Buch bei amazon.de
Inklusion statt LRS-Förderung?
Dies ist ein Artikel, den ich für die Koordinierungsstelle Alphabetisierung Sachsen auf der Grundlage meines Vortrags einer Tagung im August geschrieben habe. Die Tagungsdokumentation als PDF können Sie hier herunterladen.
Inklusion
Abbildung aus der Präsentation zum Vortrag
Inklusion ist in aller Munde: Die Forderung nach und der Rechtsanspruch auf eine allgemeine, gleichberechtigte Bildung für alle Menschen schlägt große Wellen. Insbesondere die Inklusion körperlich und geistig eingeschränkter Schülerinnen und Schüler an Regelschulen bildet hier den Schwerpunkt mit der gleichzeitigen Forderung Förder- und Sonderschulen abzuschaffen. Während man sich weitgehend einig ist, dass inklusive Bildung nicht nur umsetzbar ist, sondern auch für alle Seiten Vorteile mit sich bringt, tut man sich in der Bildungspolitik noch schwer mit tatsächlichen Beschlüssen zur Umsetzung von Inklusionsmaßnahmen und damit dem Auslaufen eines flächendeckenden Förder- und Sonderschulkonzepts. Dabei formuliert die UN-Behindertenkonvention keine Umsetzungsbedingungen, sondern sichert vielmehr jedem Menschen – ob behindert oder nicht – das Individualrecht auf gemeinsamen Unterricht mit behinderten und gesunden Menschen zu. Tatsächlich liegt Deutschland im europaweiten Vergleich weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen, was das gemeinsame Unterrichten angeht. Die Crux: Die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention ist an keine Frist gebunden, sie wird lediglich überprüft und in Berichten bewertet.
Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten
Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) sind weit verbreitet: Beginnend mit der Zahl von schweren Legasthenikern (3-6% der Schülerinnen und Schüler) und Lese-Rechtschreib-Schwächen (bis zu 14%, welche sich ungefähr mit der Zahl erwachsener, funktionaler Analphabeten deckt) deckt man den Großteil der betroffenen Kinder ab. Ergänzt man noch die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in den PISA-Studien als „Risikokinder“ eingestuft werden, kommt man schnell auf einen Wert um die 20% – rein statistisch sprechen wir also in Klassen von ca. 30 Schülern im Schnitt von sechs Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf im Bereichen Lesen und Schreiben. Mehr lesen »