Der beeindruckende und inspirierende Erlebnisbericht von Piper Otterbein, wie sie ihre Legasthenie dadurch überwand, sich auf ihre eigentlichen Stärken zu konzentrieren:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=ugFIHHom1NU?rel=0]
Der beeindruckende und inspirierende Erlebnisbericht von Piper Otterbein, wie sie ihre Legasthenie dadurch überwand, sich auf ihre eigentlichen Stärken zu konzentrieren:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=ugFIHHom1NU?rel=0]
Im deutschsprachigen Raum gibt es leider nur wenig gutes, in der Praxis erprobtes Material, um lese-rechtschreibschwache/legasthene Schülerinnen und Schüler in Englisch zu fördern, das noch dazu linguistisch und theoretisch gestützt ist. Umso mehr stechen die wirklich nützlichen Konzepte heraus – wie “Alfi und Betty” von Günther Nieberle, der dieses in der 2. Auflage jetzt neu aufbereitet hat. Im Grundlagenband (siehe Titelseite rechts) erläutert er verständlich sowohl seine Herangehensweise an die englische Orthographie für deutsche Lerner als auch Umsetzungsmöglichkeiten als Lehrkraft oder Therapeut in der außerschulischen Förderung. Das Konzept baut insbesondere auf Phonemen bzw. Graphemen und deren Kombinationen auf, die im Deutschen nicht vorkommen, also beim Englischlernen besondere Schwierigkeiten bereiten. Gleichzeitig zeigt Nieberle, welche Laute z.B. durch Analogiebildung mit deutschen Wörtern einfach vermittelt werden können. Insbesondere der Rechtschreibwortschatz der Vokale im Buch dürfte überaus hilfreich sein und als Basis für Rechtschreibförderung im Englischen dienen. Anhand einzelner Übungsblätter zeigt Nieberle exemplarisch, wie im “Alfi und Betty”-Konzept Phoneme und Grapheme vermittelt werden. Er schreibt selbst in der Vorstellung des neuen Bandes:
“Die Arbeit begründet Förderstrategien für deutschsprachige Schüler. Sie führt einen Vergleich der Laut-Zeichenverbindungen des Englischen und des Deutschen durch und zeigt, dass Fehlleistungen deutschsprachiger Schülern bei der Aneignung der englischen Rechtschreibung in den Ähnlichkeiten der Schriftsysteme eine wichtige Grundlage haben. Diese Perspektive auf Rechtschreibfehler Englisch lernender Kinder war bei Erscheinen der ersten Auflage des Buches neu. Sie wurde vom Fachpublikum sehr positiv aufgenommen.
Seit Erscheinen der ersten Auflage im Jahr 2005 hat das Interesse an neuen Wegen für die Lösung der Lernprobleme im Fach Englisch weiter zugenommen. Im Gespräch mit Praktikern aus Lerntherapie und Schule wird regelmäßig der Wunsch nach einem stärkeren Praxisbezug, nach unmittelbarer Umsetzung der hier vorgelegten Theorie deutlich.”
Das Trainingskonzept darf sich momentan zu recht als das Standardwerk im deutschsprachigen Raum für die Rechtschreibförderung im Englischen bezeichnen lassen. Damit legt es die Grundlage für eine effektive Förderung und kann auch für Englisch-Lehrkräfte an Regelschulen durchaus ein nützliches Nachschlagewerk darstellen.
Günther Nieberle hat mir dankenswerterweise einige Probeseiten zur Verfügung gestellt, die ich hier im Blog veröffentlichen darf: Inhaltsverzeichnis, Probe aus Kapitel 1, Probe aus Kapitel 6 und Musterseiten aus dem Praxisteil.
Weitere Infos: Verlag für kognitive Lernförderung, Praxis von Günther Nieberle
Sie können die Schwierigkeit erhöhen, in dem die Karten aus der vorhergehenden Runde nicht mehr oder in einer anderen Reihenfolge eingesetzt werden – so muss sich Ihr Kind zu jeder neuen Runde nicht nur eine zusätzliche Karte, sondern die gesamte Reihenfolge neu merken.
In der Materialsammlung stelle ich in loser Folge kleine Methoden und Ideen für den (Förder-)Unterricht mit lese-rechtschreibschwachen Kindern vor.
Prof. Günther Thomé forscht bereits lange erfolgreich zum Schriftspracherwerb und seiner Didaktik und war Mitglied im sogenannten DESI-Konsortium, das eine groß angelegte, internationale Vergleichsstudie zu Lese- und Rechtschreibkompetenz durchgeführt hat. Außerdem gibt er mit seiner Frau die Oldenburger Fehleranalyse (OLFA) heraus, welche ich in Lehrerfortbildungen regelmäßig empfehle.
Was ich außerdem empfehlen kann: Das mittlerweile in 2. Auflage erschienene Werk “ABC und andere Irrtümer über Orthographie, Rechtschreiben, LRS/Legasthenie”. In dem Buch beschreibt und widerlegt Thomé – wissenschaftlich untermauert – die häufigsten Irrglauben, wenn es um Lesen und (Recht-)Schreiben geht. Beispielsweise: der Irrglaube, dass man mit dem ABC die Laute unserer Sprache lernt (treue Leser dieses Blogs sollten das auch schon als großen Irrglauben identifiziert haben ) oder dass man Rechtschreiben nur durch Lesen lernt.
Ein wichtiger Punkt, der mir auch als Lehrer (bzw. jemand, der bis jetzt alle Phasen der Lehrerbildung schon durchlaufen hat) sehr wichtig ist: Thomés 8. Irrtum (von insgesamt 9, die er widerlegt) lautet “Jeder, der rechtschreiben kann, kann es auch unterrichten”. Das sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Denn: Dieser Irrglaube steckt nicht nur in so manchen Schülern und Eltern “fest”, sondern (leider) oft auch in vielen Lehrkräften und (noch schlimmer) in den Verantwortlichen für Lehrer(aus)bildung: Thomé führt z.B. auf, dass es in Deutschland für hochqualifizierte Sprachdidaktiker möglicherweise wegen ihres Fachgebietes (!) so gut wie unmöglich sei, auf Professuren berufen zu werden. Obwohl genau diese Professuren und damit ein besonderer Schwerpunkt der Lehrerausbildung im Bereich Schriftspracherwerbsdidaktik in Zeiten von DESI und zuletzt leo besonders wichtig wären!
Thomés Werk ist sehr gut und verständlich geschrieben, durch zahlreiche Studien unterfüttert, die zum Weiterlesen anregen. Besonders vereinzelte Kritiken zum Schul- bzw. Lehrerausbildungssystem sind ebenso mutig wie wichtig!
Fazit: Höchst empfehlenswert für alle, die mit LRS/Legasthenie und oder Schriftspracherwerb im weitesten Sinne in ihrer Arbeit zu tun haben!
Bei Brainpickings bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen zu Schnelllesetipps von US-Komiker Bill Cosby.
Hier seine drei Tipps in Kurzform:
Insbesondere Previewing und Clustering finde ich hoch interessant, beide Techniken sind aber definitiv eher geeignet für geübte Leser. Die Idee des Clustering, also des simultanen Erfassens mehrere Wörter auf einmal, halte ich in Grundzügen auch für leseschwache Menschen für interessant, wenn man z.B. das schnelle Benennen immer wieder vorkommender Phrasen setzt. Wenn man solche verinnerlicht und automatisiert, verläuft das Abrufen (= Vorlesen) deutlich schneller.
Warum Englisch-LRS-Therapie nicht teurer sein darf als “normale” LRS-Therapie
Gestern rief mich die besorgte Mutter eines legasthenen Schülers an mit einigen (überwiegend schulrechtlichen) Fragen zu Legasthenie/LRS und dem entsprechenden Notenschutz oder Nachteilsausgleich. Darüber hinaus ging es um die außerschulische Förderung ihres Sohnes: Die LRS-Therapeutin des Schülers hatte bereits (auch recht erfolgreich) in Deutsch gefördert, jetzt sollte nach dem ersten “Englisch-Kampf” zu Beginn der 5. Klasse auch die LRS-Förderung in der Fremdsprache erfolgen. Diese sollte aber (deutlich) teurer sein als die Förderung in Deutsch, weil die Schwierigkeiten “vollkommen anders lägen” (O-Ton) als im Deutschen.
Meiner Meinung nach darf Englisch-LRS-Förderung nicht teurer sein als “normale” Förderung in der Muttersprache. Ich habe schon an verschiedenen Stellen dargelegt, dass die ursächlichen Schwierigkeiten (z.B. phonologische Bewusstheit, schnelles Benennen etc.) bereits in der Muttersprache defizitär sind. Das Argument, dass man also die Englisch-Therapie vollkommen anders aufbauen müsse, zieht nicht! Die meisten Trainingskonzepte, die Legasthenie-/LRS-Trainer für Deutsch einsetzen, lassen sich auch auf Englisch übertragen (morphem- und silbenorientierte Ansätze leider nur begrenzt). Die Schwierigkeit im Englischen liegt oft daran, dass es dafür bislang nur wenig Material gibt – aber für die Grundlagen reicht es (siehe auch meine Empfehlungen). Englisches Wortmaterial kann z.B. genauso für Übungen zur phonologischen Bewusstheit genutzt werden. Auch die im englischsprachigen Raum bewährten System Bangor Dyslexia Teaching System oder Alpha to Omega eignen sich durchaus als Wortmaterial zur Förderung im Englischen.
Nichtsdestotrotz: Materialtechnisch muss sich für die Englisch-Förderung hier bei uns noch einiges tun – so viel steht fest. Dennoch berechtigt es nicht dazu, die Preise für Englisch-Förderung exorbitant über regulärer Deutsch-Förderung anzusetzen.
Was meinen Sie?